Mittwoch, 11. Februar 2009

Zwischen den Stühlen

Irgendwie fühl ich mich immer schon zwischen den Generationen.
"Früher" fand ich es immer schade dass ich nicht mehr zur 68er-Generation gehöre, sondern immer ein bisschen hinterher war.
Zum Beispiel auch, als mir klar wurde, dass ich am Beginn der Punk-Ära vorbeigeschrammt war und in Folge dessen immer eine von den "Kleinen" (=Jungen) war. (Nicht zu vergleichen mit dem was im neuen Jahrtausend "Punk" betitelt sein will.) Ich hätt das Flex und das – mmmmhh!!! – Chelsea (jetzt längst nicht mehr was sie damals waren, selbstverständlich) mitgründen wollen, Piratenradio machen wollen. (Ich war absolut verliebt in die Musicbox der 80er Jahre – das so nebenbei erwähnt.) Ich war immer ein bisschen zu spät, war nur noch begeisteter Nutznießer, aber zumindest noch ziemlich direkt. Verpasste dies vor Ort, versäumte jenes live, hinkte immer einen Schritt hinterher – in meinen Augen. Immer 5 Jahre zu jung. Immer irgendwie das Kleine Geschwister-Gefühl (übrigens wollte ich immer einen älteren Bruder Marke Johnny Knoxville, dessen kuriose Streiche ich miterleben dürfte – so meine Phantasie.)

Nun ist es wiederum so, dass ich ein Euzerl "zu alt" bin.
Ich sitze schon wieder zwischen den Stühlen. Wie mir heute eine Kollegin, bei einem "Boyband"-Song ("want you back for good"?!? irgend so eine Massenware eben?!?) im Radio aufjubelnd, auf den Kopf zusagte. "DAS war meine Boyband." Ich: Drei Fragezeichen im Gesicht, bzw. leichter Anflug von Leere (weil nicht wirklich so mein favorisiertes Genre). Sie: "Da hab ich immer gekreischt. Aber dafür bist du schon zu alt." Ich: "Hm, eigentlich hab ich nie gekrischen..." (das Headbangen und Pogohopsen hab ich zu erwähnen zu unterdrücken gewusst).

Wie man mich in einem gewissen Zeitalter irgendwie immer als "zu jung" eingestuft hat, bin ich nun anscheinend nahtlos in das "zu alt" gerutscht.
Himmel, ist für mich denn nie ein Sessel frei?!? Mein ewiges Schicksal, seit dem Sesseltanz (Reise nach Jerusalem)-Spiel im Kindergarten?!?

Oft meint man, mir mein Alter nicht glauben zu können. Oder behandelt mich nicht danach. Oder ich handle einfach nicht danach?
Aber sein will ich's auch nicht.
Aber wo dazugehören – nunja, im Grund will ich das eh nicht.

Ein seltsames Niemandslands-Alter, so in den frühen 70ern geboren zu sein.
Aber irgendwie auch der einmalige Vorteil, sich mit beiden "Vollgenerationen" auszukennen und mitmischen zu können.
Alt genug um diverse mittlerweile "Klassiker" und "Legenden" noch direkt miterlebt zu haben – und noch nicht zu alt um nicht absolut verständnislos gegenüber den in den 80ern Geborenen zu sein.
Vielleicht ja doch nicht zwischen den Stühlen, sondern grade pünktlich in der Zeit um auf zwei Hochzeiten hintereinander tanzen zu können.
– So lang's eine g'scheite Musik spielt, versteht sich.

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