Freitag, 6. März 2009

Trace the Ariadnefaden!

Gestern ging bei mir eine Email der bemühten Wollfabrikationsfirma ein – mit dem Titel

Ihr Paket ist unterwegs!

Und ich könne es tracken und tracen, in welchem Status es sich derzeit befindet!
Ja ist das nicht wunderbar. Irgendwie wie ein Ultraschall, der einem eine Ahnung von dem Kind gibt, das sich ein halbes Jahr später ans Tageslicht bewegen wird?!?
Schauen wir also einmal was mein Wollpaket zur Zeit so treibt.
Einen Moment--

Es konnten zu Ihrer Abfrage keine Daten gefunden werden.

So. Jetzt hab ich lang gefaselt, um nun ohne Pointe dazustehen.
Was für ein Fettnäpfchen.
Dafür les ich mir die Email halt noch einmal durch – irgendwie klingt sie pudrig-verstaubt wie vor einem Jahrhundert geschrieben, so vom Stil her.

Wir wünschen Ihnen viel Freude damit, und sind immer sehr gerne Ihr zuverlässiger
Partner rund um Ihr Hobby Handarbeit.

Mit freundlichen Grüssen aus Wolfurt
(sic!)

Ihr Kundenservice von *beep* Wolle

Mit freundlichen Grüßen aus Babenhausen
*beep* Wolle

Kundenservice

Nun, ich werde ihm auf der Spur bleiben, dem Wollpaket.
Mehr gibt's dadurch auch nicht zu sagen.
Vielleicht zu erzählen, dass ich vor einigen Tagen spontan Wolf Haasens "Wie die Tiere" erstanden und zu lesen begonnen habe, nur leider komm ich mit dem Lesen bei der derzeitigen Medikation nicht weit. Die lass ich aber heute Abend mal probeweise weg – die Medikation, natürlich nicht die Lektüre.
Und ich warte so nebenbei darauf, dass sowohl Sven Regeners Kleiner Bruder wie auch die eben erst herausgegebenen Thomas Bernhardschen Preise in Pappenstiel herauskommen.
Bei Regener, da meine Begeisterung sich in der Grenze hält, dass ich – man verzeihe mir – an der Umschlagsgrammatur gerne sparte, und bei Bernhard, weil es bei mir einfach Tradition ist.
Ich hab keine gebundenen Bernhards.
Weil ich sie in einer Zeit und in einem Alter eifrig anzustapeln begonnen habe, als ich noch mit Münztaschengeld hauszuhalten pflog, den Gymnasialabschluss noch weit vor mir hatte, und der Bewunderte noch unter den Lebenden weilte.
Oder vielleicht doch? So als Erstausgabe?
Erstausgaben sammeln ist was für gesetzte Erwachsene.
Und erinnern mich an die Szene, als ich Bernard Black lieben lernte:

Rich Guy: Those books. How much?
Bernard: Hmmm?
Rich Guy: Those books. The leather-bound ones.
Bernard: Yes, Dickens, the Collected Works of Charles Dickens.
Rich Guy: Are they real leather?
Bernard: They're real Dickens.
Rich Guy: I have to know if they're real leather because they have to go with the sofa.
[Bernard looks confused]
Rich Guy: Everything else in my house is real. I'll give you two hundred for them.
Bernard: Two hundred what?
Rich Guy: Two hundred pounds.
Bernard: Are they leather-bound pounds?
Rich Guy: No.
Bernard: Sorry. I need leather bound pounds to go with my wallet. Next.

In diesem Sinne.
Wieder viel gefaselt.

2 Kommentare:

Kadde hat gesagt…

Hey Wienerin,
also du und dein Thomas Bernhard. Ich werde es nie verstehen! NIE!

"Kleiner Bruder" ist nett, lustig. Typisch Regener.
Aber meine Lieblingszene stammt noch aus "Herr Lehmann" das mit dem betrunkenen Hund. ;)

Ich les mal weiter...


LG aus HB
Kadde.

© hat gesagt…

Was ist falsch an Thomas Bernhard! =)
Ich warte ja auf den bereits daseienden Regener. Bzw., der Geiz tut's. Und ja, der Hund – da war ich wirklich gespannt was er mit dem wohl anstellen wird.

Aber kannst vielleicht Du mir erklären was das bedeuten soll?:
"Sprechen Sie in dieses Mikrofon, solange diese rote Lampe leuchtet", sagte Baumann und hielt Frank eine Faust mit durch die Finger gestrecktem Daumen unter die Nase. Dazu hielt er die Hand flach in die Höhe. "Onko", sagte Frank, denn er wußte, daß es das war, was Baumann hören wollte. Und Baumann freute sich.

Lieber Gruß zurück aus Schüttregenstadt!