Dienstag, 2. Juni 2009

Ach, die arme Hendrikje.

Letzte Nacht ging ich wie üblich beizeiten schlafen, und begann ein neues Buch zum Einschlafen zu lesen, das ich in der Abverkaufskiste gefunden und für interessant gehalten hatte.

Hendrikje, vorübergehend erschossen

Klappentext:
Kennen Sie nicht auch solche Menschen, die sich selber im Weg stehen, weil sie sich immer an allem die Schuld geben? Die sich immer ganz mies fühlen, weil sie gar nicht bemerken, dass die anderen sie ausbeuten?

Hendrikje Schmidt ist eine Pechvogelin. Ihr Vater ist unbekannt, ihre Mutter hat sie im Stich gelassen. Und jetzt sitzt sie auch noch im Gefängnis und erzählt der spröden Psychologin Frau Dr. Palmenberg ihre Geschichte. Denn eigentlich hatte Hendrikje ihr Leben mal ganz gut im Griff. Tagsüber arbeitet sie als Bedienung in einem Café, nachts malt sie Bilder. Die Aussichten auf eine Ausstellung stehen gut, da kommt es – natürlich an Weihnachten – ganz knüppeldick: Von einem Tag auf den anderen ist Hendrikje bis über beide Ohren verschuldet, allein und todunglücklich. Und weil ihr Selbstmordversuch kläglich misslingt, wollen ihre Freunde beim zweiten Mal helfen. Bloß, dass am Ende nicht Hendrikje, sondern zwei ihrer Freunde tot sind.– "Hendrikje" ist ein origineller Roman in der Tradition des "Simplicius Simplicissimus", der das ganze Elend, aber auch die moralische Stärke eines ebenso einfältigen wie aufrechten Menschen in die heutige Zeit überträgt. Man kann lachen und weinen mit dieser Hendrikje, und am Ende fragt man sich, ob man sie nicht schon lange kennt,

"Der Schelmenroman einer modernen Pechmarie." – Oldenburgische Volkszeitung

"Dieses Buch ist ein Muss! Einfach gut!" – Das Netzmagazin


und

"Dieses Buch macht glücklich." – Nordwest Zeitung

Glücklich?!?
Ich las bis 1/2 3 Uhr durch, gefesselt von der Erzählung und den Geschehnissen.
Ein witziger Roman?!?
Ja wenn man Charlie Chaplin und Buster Keaton zum Lachen findet? (Mich brachten deren Geschichten schon als Kind immer zum Weinen, vor Mit-Leid...)
Bis ich mich zum Einschlafen gezwungen hatte (wer um 5 aufsteht, sollte um 2 Uhr besser schon längst tief und erholsam schlafen), war ich halb tränengebeutelt, halb raste mir das Herz vor lauter Unglücksfällen der Protagonistin.
Glücklich?!? Bislang hat mich das Buch nicht glücklich gemacht!
Die letzten 30 Seiten musste ich mir für heute aufsparen, aber mir schwant schon Schreckliches.
Kann man bei Filmen und Büchern kein "advisory" beistellen, ob Happy End oder nicht?
Ich kann und konnte schon bei Hans Moser-Filmen nicht zuschauen, wie sich die Unglücke und Missverständnisse immer mehr verstricken und alle vom Regen in die Traufe gespült werden.

Das ist das Schöne an z. B. Pratchett-Büchern: Die gehen garantiert immer gut aus. Da kann die Welt halb untergehn oder gleich doppelt und dreifach – am Ende, so ist man sicher, kommt wieder alles ins Lot. Da kann man entspannt ein Abenteuerchen mitverfolgen.
– Aber Hendrikje?? Da krieg ich Herzrythmusstörungen und sonstige Beklemmungen. Heute hatte ich den ganzen Tag Bauchbeschwerden, und schließe nicht aus, dass es das Buch ist, das mein Inneres zu verdauen suchte.

Nach der Lektüre von Stephen Clarke (auch ein Griff in die Abverkaufskiste), die ja schon ein wenig strapaziös und beunruhigend war, nun also das.
Morgen weiß ich, ob nicht doch alles gut ausgeht. Wobei, bei -der- Geschichte, und was schon alles verloren und geschehen ist... wäre auch das Hinbiegen der Situation wohl nurmehr ein schwacher Trost.

Bitte Warnplaketten anzubringen. Wie beispielsweise: Achtung, nix für sensible Gemüter. Oder: Vorsicht, guter Ausgang nicht gesichert.

Aber: Das Buch ist für eine Verfilmung gut. Ich hatte auch schon ein Gesicht vor Augen, und jetzt in der Sekunde fällt mir ein wer sie ist: MIAs Mieze. Die wär meine richtige Hendrikje, vom Gesicht her.

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