Dienstag, 16. August 2011

Mein Sohn, der Franzose

Langsam aber sicher fällt's mir auf.
Mein Kind muss im letzten Leben ein Franzose gewesen sein.

Vor einiger Zeit amüsierte er uns damit, dass er die Aufschrift einer Getränkedose "Flingue Povère" aussprach ("Flying Power").
Gerade eben las er auf dem Computer mit – "Refaçion" läse sich die Seite "Refashion Co-op".
Ich möchte dazu betonen, dass er fließend Englisch spricht. Und es schön langsam auch lesen kann.
Nur manchmal scheint er französische Ausreißer zu haben (hier gibt's aber kein Französisch zu hören).
Vielleicht hat er darum mit dem englischen R in manchen Wortkonstellationen leichte Ausspracheschwierigkeiten (aus diesem Blickwinkel zählt jetzt nicht mehr, dass das englisch-heimischen Kindern manchmal auch so ergeht)? Ruft er "Cheese, Gwomit!", klingt es nicht so richtig als wenn ich ihn versuchsweise "fromage" sagen lasse.

– Ich glaube, ab jetzt nenne ich ihn einfach Jacques.




Sonntag, 14. August 2011

Mittwoch, 10. August 2011

Le Big Brother, c'est nous!

Ein Foto auf der Titelseite einer Tageszeitung. Polizei ringt Londoner Krawallisten nieder. Umringend: lässige Menschengruppe, als Zuschauer, fotografierend. Wo jedes Handy Fotografierfunktion besitzt, kann man von Schaulust allein nicht mehr sprechen – jeder ist Reporter, dokumentiert, fühlt sich zuständig am Platz. Zeitschriften locken mit Prämien für Einsendungen von "Leserfotos". Immer passiver wird die Gesellschaft, erzogen zu stummem Konsum exklusive Output und Interaktion.
Alarmierend die Entwicklung von selbsternannten Blockwarten, wenn die Krisenstimmung kippt.

Ich hab nix gesehn, ich hab (ja nur) fotografiert.

(Bildquelle: heute.at)

Sonntag, 7. August 2011

Notiz für mein Altes Ego

Dass man Obstflecken (vornehmlich je frischer desto besser) auf die Art und Weise am Rückstandslosesten entfernen kann indem man das Wäschestück fürderhin in Milch einweicht, hab ich inzwischen schon einigen unbeleckten Eltern angetragen.

Und jetzt hab ich noch eine feine Weisheit zu Tage gevracht:
Wenn einem die Flugzeuggepäckschüttelei den Lidschatten zerbröselt (was ja schminktechnisch noch tolerierbar wär, aber das Umfeld des Schälchens inklusive Fingerspitzen fürchterlich einsaut), lässt sich das ziemlich einfach wieder auf, wie man technisch so schön sagt, auf Werkseinstellungen zurücksetzen.
Zwar wie?
Die restlichen Bröckel fein zerdrücken, in diesen Staub ein bisschen von dem immer wieder nützlichen Isopropylalkohol eintröpfeln und quetschend vermischen. Auf diese glattgestrichene Pampe vorsichtig ein Taschentuch fein aufbreiten, und mit einem flachen, kleinen Gegenstand (faulheitshalber dem Boden der Isopropylalkoholflasche...) das Konglomerat festdrücken. Vielleicht noch einmal wiederholen (das Pressen), und offen durchtrocknen lassen. Alles wieder paletti! Und es staubt und schmiert einem nicht mehr alles voll.
Für Compactpuder nimmt man da angeblich Rosenöl, aber dazu hatte ich noch keinen praktischen Anlass.
So kann man sich übrigens auch professionelle Schminke in Form von Pigmenten selber durchmischen und anmachen, aber das ist ja kein Beautyforum hier, ich bin bloß 1.) zu rabiat um mich mit Schmierfarbe abzuärgern, und 2.) zu knausrig um sie gleich zu kübeln und Geld für Neue auszugeben. Und außerdem bekomm ich ab und zu den Rappel und möcht einfach alles in Ordnung und in Funktion haben; für mein Seelenheil und meine (und aller mit mir Lebenden) Psychohygiene.

Samstag, 6. August 2011

Zapfenstreich in der Seitengasse

Vor einigen Monaten begann ich über die Straßenbeleuchtungsphilosophie der Wiener Stadtwerke nachzudenken. Man muss dazu wissen, dass unsere Schlafzimmerfenster zu ebener Erde in Richtung kleiner, stiller Seitengasse gehen. Und wir keine Jalousien sondern Vorhänge haben, weil mich Stockdunkel beim Schlafen eher hindert als ein leichter Schimmerschein. So entging mir also nicht, wie eine der Straßenlampen (hier hängen sie über der Fahrbahn, die Laternenpfahle findet man nur auf repräsentativen Meilen) daran war den Geist aufzugeben – ich wurde aus dem Schlaf irritiert von einem Flackerlichtgezucke wie man es beim neurologischen Epilepsietest einsetzt. Nicht dass sehr viel Licht durch die Vorhänge käme, aber dieses Geblitze war für eine Neuroprinzessin auf der Erbse wie mich derart störend dass es mich aus dem Schlaf holte. Und weiteren erschwerte.
Gut, dachte die Prinzessin, die Nacht ist jetzt eh bald um, und die Leuchtröhre sicher bald ersetzt. Schließlich gibt's sicher dienstbeflissene Mitbürger die gleich zum Telefonhörer greifen (in Augenhöhe im zweiten Stock, da flackert einem das sicher noch angenehmer ins Antlitz). Oder nächtliche Streifenwagenbesetzungen die die Illuminationsschwäche (Überfälle? Unfälle?) zu melden haben. Oder oder oder.
Und dann kam das Wochenende und die Röhre zuckte discomäßig weiter, und die Prinzessin berief sich auf die neue Arbeitswoche – nur um dann festzustellen dass die Röhre nicht durch eine frisch strahlende ersetzt, sondern nun komplett ausgefallen war. Und, vielleicht wie bei der Funktion einer Lichterkette, den restlichen Beleuchtungsstrang ausgelöscht hatte. Mir starrte nun die natürliche Dunkelheit entgegen. Und ich erinnerte mich meiner Kindheit, als Seitengassen nie wirklich hell waren in der Nacht. Als die Stadt in der Nacht generell nicht derart gleißend hell war. Ach ja genau, das war damals ja nicht so.
Aber jetzt!, dachte ich, aber jetzt, da wird ein Trupp kommen, mit seinem Ausfahrkörbchen, und ruckzuck die Störlampe reparieren. Hm.
Weil man durch solche kleinen Vorkommnisse ja sensibel wird in seiner Beobachtung, fiel mir dann im Anschluss auf dass sehr wohl wieder alle Lampen leuchteten – aber beim nächtlichen Betreten des Schlafzimmers alles so dunkel war dass man keine Konturen ausmachen konnte und gegen den Bettrahmen rannte. Wie kommt das denn jetzt?
Längere Beobachtung zeigte: Die Stadt Wien macht um elf das Licht aus. (Nunja, nicht ganz aus, aber merklich aus-erer.)
Machen die das schon länger so? Nur unter der Woche vielleicht? Nur in den verkehrsruhigen Seitengassen? Ist die Motivation ökologischer oder doch nur geiziger Natur? Oder sorgt man sich um den ungestörten Schlaf der Bürger? Und wer hat bestimmt dass das um elf Uhr geschieht? Ein Umfrageinstitut? Der Gesundheitsminister? Oder der Finanzminister?, "So, jetzt wird geschlafen, Licht aus und Gute Nacht!", damit wir morgen wieder fit sind und tüchtig arbeiten können?

Die Stadt deckt dich zu und dreht das Licht ab. Lesen kann ich zum Glück schon selber. Und einen Gutenachtkuss verbitt ich mir.


Nachtrag:
Heute Früh fiel mir dann noch etwas auf: Um Punkt 5 Uhr dreht die Stadt wieder auf hell.
Von elf bis fünf, das sind sechs Stunden. Sechs Stunden Schlaf. Dann darf wieder geameist werden.
Diese Tage bin ich übrigens schwer am Arbeiten – einerseits im Beruf, und andererseits (wegen dessen) daran, mindestens sechs Stunden Schlaf zu bekommen. Netto-Schlaf, nämlich. Denn diese Woche ereilte mich das Glück, an vier von fünf Arbeitstagen den Frühdienst um sieben Uhr zugeteilt zu bekommen. Was heißt, um 5 Uhr aufstehen. Und dank der derzeitigen U-Bahn-Sperre eine Stunde lang durch die dann schon erleuchtete Stadt gondeln zu dürfen.
Was für ein Glück. Was ich nicht alles darf.