Sonntag, 30. Dezember 2012

Der Russe, wenn er kommt, dann is er da.*




Alles über den Russen
(...) Schaun Sie, jetzt sag ich Ihnen mal was: Ich mein, der Russe
das Feindbild - der Russe, net ... Ich mein, der Kontakt zum Russen ist ja gewissermaßen seit der letzten Kriegsgefangenschaft ziemlich abgerissen. Der Russe ... Ich war ja drüben, aber wie soll ma den Russen, mein Gott ... Der Russe ist natürlich sehr vielfältig, verstehen Sie, es gibt ihn zum Beispiel in der Form von jüngeren Russen, net? Den Russen gibts auch älter ... in der Form vom Senior praktisch, nicht wahr ... Der Russe, eh ... Was, farblich? Ja, er geht praktisch vom Flachsblonden ... geht der Russe hinüber ins Braune, also bis ins Kastanienbraune, nicht wahr, rothaarig ist auch dabei ... Ja, schwarzhaarig ... Na ja, also bis ins Grau-Weiße geht er hinein, zweifellos...
Interessant ist der Russe ... Da hab ich a interessante Beobachtung gemacht: Also, so im Herbst, wissens, was er da macht? Der Russe, da zieht er sich an Mantel an, und so a Mütze ... Des macht er gern. Und im Sommer, da läuft er, wenns heiß is, direkt hemdsärmelig herum. Net wahr. Wissens, was er gern mag ??? A Eis. A Speiseeiserl.
Wissen Sie, ich muß Ihnen noch was sagen. Es ist ja schon interessant: Wenn er grinst, der Russe, oder wenn er lacht, wissens, was ma glauben könnte? - Da könnt ma glaubn, der hat a Gaudi!
Ich habe folgende Beobachtung gemacht ... muß ich Ihnen schildern, weil - das ist interessant: Ein Russe, ein weiblicher, beugt sich über einen so winzigen, klitzekleinen Russen ... So a gewindelter Russe, net wahr. Und ich mein, sprachlich kann ichs nicht so, aber ich versuchs. Er sagt da zu dem kleinen Russen: „Guggugguggug, dadadada“. Und dieser kleine Russe, der hat gestrahlt! Dem is der Diezl ausm Mund gfalln. Der war restlos begeistert.
Was er nicht mag, der Russe, des is der Krieg, den mag er gar net - interessanterweise. Den lehnt er direkt ab. Ma könnt sagn, er hat Angst davor. Aber wissen Sie, des is des, was ma dazu sagn kann. Die haben Angst. Und drum frag ich Sie: Wenn dieser Russe kommt ... verstehn Sie ... wissen Sie, was dann los ist? - Der Russe, wenn er kommt, dann is er da.
Gerhard Polt, 1984
* Polt, Gerhard/Biermösl Blosn, CD 33.624; auch in: Hildebrandt, Dieter, Müller, Hanns-Christian, Krieger Denkmal, 1984, S. 78ff. 
http://www.mediaculture-online.de/fileadmin/bibliothek/hoerburger_nihilisten/hoerburger_nihilisten.html



Wie, was jetzt, "Der Russe"?? Wie komm ich jetzt darauf??
Von Zeit zu Zeit, zum Zeitvertreib, schau ich in meine bloggische "Statistik". Weil sie halt mal da ist. Und ich wundere mich, wenn's nicht alles Fake ist, was da für Zahlen daherkommen, und woher sie kommen. Den Zahlen nach scheine ich einen Fanclub zu haben: Dutzende (!) Aufrufe diese Woche aus der "Russischen Föderation". Hmm. Da frag ich mich doch, wie kommt das. Ich advertisiere ja nicht. Ich biete ja nichts Interessantes. Ich übersetz es nicht mal. Ich kann's nur mit Gerhard Polt sagen: Der Russe, wenn er kommt, dann is er da.
Und wir waren aber kurz weg. Im Wald.
















Nicht die Bilder sind schön. Der Wald ist schön. Und wenn jemand meint sie runterziehen zu wollen, bitteschön: Der Wald gehört mir ja schließlich auch nicht. Und ich hab ihn auch nicht um Erlaubnis gefragt, ob ich ihn fotografieren darf.

Samstag, 29. Dezember 2012

This is not a Food Blog!

Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass ein Blog nur eine Daseinsberechtigung hat, wenn zumindest ab und an eine Mahlzeit abgebildet und das dazugehörige Rezept niedergeschrieben wird.
Wiedermal gehöre ich da nicht dazu. Denn: Ich koche eigentlich nicht gerne. Bei mir nimmt Essen nicht einmal einen besonders hohen Stellenwert ein. Ich könnte und kann von und mit einem Käsebrot allabendlich leben. Was nicht heißt dass ich wahllos alles und jedes in mich hineinstopfe und goutiere. Aber ich bin nicht essensbesessen, und der Meinung, dass der Tagesablauf und die Besetzung meiner Denk- und Überlegensfähigkeiten nicht hauptsächlich der Nahrungsaufnahme gewidmet sein muss und soll. Bitte nicht falsch zu verstehen: Ich finde besondere z. B. Abendessen toll! Ich schätze ausgeklügelte Speisen aus wohl komponierten und gut zubereiteten Zutaten! Aber ich muss es nicht haben. So wie ich nicht Teller voll Essen fotografiere, auch nicht aus künstlerischer Perspektive. Da drängen sich mir, um ehrlich zu sein, ganz andere Motive auf.
Aber bitte, viele Leute schauen gerne Fotos von Mahlzeiten, vielleicht aus dem selben Neugierdsinstikt wie Hunde einander gegenseitig das Hinterteil beschnüffeln: um herauszufinden wie und wo man am Besten seinen Magen füllen könnte.
Aus reiner Komödie heraus hier nun einige Bilder, die in komischgelaunten Momenten des vergangenen Jahres meinerseits entstanden sind:

Cubanisches Allerlei. Nicht von mir fabriziert, aber verzehrt.
Mit vollem Mund festgehalten.

Chili in 3 Serviervariationen je nach Verspeisertemperament:
50:50, Vulkan, und YinYang.








Obligatorisches "Hühnchen Tschernobyl" zum Weihnachtsabend.
Zu mehr aufwändiger Kocherei dieser Art lasse ich mich nicht hinreißen.


Und wenn wir gerade bei Abbildungsstereotypen sind, hier noch eine äußerst reduzierte Auswahl von neulich Handgewerkeltem. Sowas wird bekanntlich auch gerne gesehen.

Neugeborenenstrumpfstiefelchen. These boots aren't made for walking.

Ich pflege nicht zu sticken.
Aber auf was für Ideen man nicht kommt, wird einem die Aufgabe gestellt
etwas hervorzubringen für jemand der/die schon alles hat
und sonst nichts braucht außer einem Geschenksgegenstand.

Und was ich nie gemacht habe, nicht mache, und wahrscheinlich nie machen werde, ist Kuchen und Torten zu backen. Brot, ja. Kekse, meinetwegen mal ja.
Ich züchte lieber die Zutaten als dass ich sie koche. Ich wasche und säubere lieber die Zubereitungs- und Verzehrgegenstände, als sie zu benutzen.
Ich bin sowas von nicht das Heimchen-Hinter-Dem-Herd.

Freitag, 23. November 2012

Noch eins drauf: Müll verschenken

Und wieder lockt das Weihnachtsgeschäft. Wem schenkt man was. Und was schenkt man wem, der schon alles hat.

Seit einiger Zeit, genauer gesagt seitdem es November und kälter geworden ist, bemerke ich jeden Morgen auf dem sehr frühen Weg in die Arbeit eine in eine Decke eingemummelte, schlafende Person in einer Eingangsnische zu einem Spielmaschinenlokal (sic). Ein paar Habseligkeiten in Säcken daneben gelagert.
Und jeden Morgen denke ich mir, Was könnte ich dieser Person geben. Was könnte ich ihm (oder ihr?) von meinen vielen, zu vielen, Dingen geben. Was könnte man einer Person schenken, die nicht schon alles hat, sondern die gar nichts hat. Und andererseits, weil offenbar wohnungslos, auch keinen (Aufbewahrungs)Platz für etwas hat.
Erschreckend ist, die Denkparallele aufzudecken zwischen Einem Geschenk für jemand der alles (und keinen Platz für noch mehr/Wünsche) hat und Einem Geschenk für jemand der gar nichts (und keinen Platz für irgendetwas) hat.

Vielleicht sollte man eben so schenken. Vielleicht sollte man nicht einfach anderer Leute Wohnungen zu-schenken, ohne sich vorher ernsthaft und ausführlich zu fragen, was sie wirklich (ver)brauchen können. Wird man sich darüber fragen, Was mach ich damit? Wo soll ich das hintun?

Ich überlege, alle paar Tage vorsichtig ein Sackerl mit Lebensmitteln zur Nische zu stellen. Schnell zu Verbrauchendes aber Haltbares/Transportables, ohne Aufwärmen oder mit Hilfe von Küchengeräten zu Verzehrendes. Brot, Fleischkonserven, Obst.

99 % der Dinge die mich jetzt im Moment umgeben sind überlebensüberflüssig.
Es gibt kaum etwas in diesem Raum, das wirklich not'wendig ist.


Nachtrag.

Wie der Zufall es wollte, stieß ich nur einige Tage nach Verfassen dieses Posts auf einen kleinen Artikel in einer Postwurf-Gratiszeitung, in der Telefonnummer und Emailadresse zwecks Kontaktierung der Caritas angeführt waren, falls man Menschen auf der Straße nächtigen sieht. Und eine Email schrieb ich.

Sehr geehrte Damen und Herren,
seit einiger Zeit (einige Wochen) bemerke ich jeden Morgen auf meinem Weg in die Arbeit eine in eine Decke gewickelte Person, die in einer Nische eines (ehemaligen?) Spiellokals schläft. Da ich in der H.er Bezirkszeitung gelesen habe, dass man Sie in so einem Fall auf diesem Weg kontaktieren kann um Unterkunftslosen Hilfe zukommen zu lassen, würde ich Sie bitten, sich dieses Menschen anzunehmen und ihm oder ihr mit Rat und Unterstützung beizustehen.
Nachmittags bzw. abends habe ich sie oder ihn dort nicht mehr gesehen, doch in der Früh zwischen 6 und 1/2 8 schläft er/sie immer an der selben Stelle:
J.straße/Höhe M.gasse.
Ich bitte Sie, doch bald einmal Nachschau zu halten und verbleibe
mit freundlichen Grüßen und bestem Dank für Ihre Bemühungen,
C. B.

Eine Antwort kam am darauffolgenden Tag.

Sehr geehrte Frau B.,
dieser obdachlose Mann, der vor einem ehemaligen Wettbüro in der Nähe der J.straße übernachtet, ist unseren StreetworkerInnen aus der Gruft bekannt.
Wir bemühen uns eine langfristige Lösung für ihn zu finden. Wir können niemanden dazu zwingen unser Angebot in Anspruch zu nehmen.
Danke Ihnen für Ihren Hinweis. Wir sind angewiesen auf Rückmeldungen aus der Bevölkerung, auf Menschen wie Sie, die Ihre Zivilcourage unter Beweis stellen und nicht wegsehen.
Vielen Dank dafür.
Herzliche Grüße, M. S.


Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für Ihre schnelle Reaktion! Heute Früh habe ich den Mann nicht mehr gesehen – ich hoffe, er wird den Winter gut und gesund überstehen. Mein Gedanke war, dass viele Hilfsbedürftige vielleicht gar nicht wissen wohin sie sich wenden können bzw. dass sie es überhaupt können – das Angebot anzunehmen ist, da stimme ich Ihnen zu, deren eigene Entscheidung.  
Ich wünsche Ihnen noch alles Gute für Ihre wertvolle Arbeit und danke Ihnen und Ihrem Team für Ihr Engagement!  
Mit den besten Wünschen,  
C. B.

Sonntag, 18. November 2012

Müll einkaufen

Klingt jetzt aber sehr extrem! Aber wenn man genauer drüber nachdenkt...

Es ist wieder einmal Zeit durch die Wohnung zu schleichen und sich gewisser Dinge zu entledigen. Draußen ist es kühl, finster und ungemütlich, drinnen ist es wärmer, zugeräumt und darum auch nicht viel mehr gemütlich.

Noch bekommt man in manchen Geschäften zum Einkauf ein Plastiksackerl. Auch wenn man solche als Mistsäcke für den Mistkübel verwendet, findet sich hier und da immer noch eines. Wollen wir es wegverstauen und vergessen? Nein das wollen wir nicht. Wir wollen heute auf Müll-Einkauf gehen.

Das überflüssige Sackerl in der Hand, spazieren wir in der Wohnung umher, wie in einem Supermarkt. Und so wie wir unbewusst so lange shoppen bis der Einkaufswagen oder das Einkaufssackerl voll ist, ist unser Ziel nun, das Sackerl anzufüllen bis es voll ist. Und bevor es nicht voll ist, wird es nicht weggebracht. Laden werden geöffnet, Kästen durchsucht, Oberflächen inspiziert.
Schließlich ist dieser ganze Kram auf eine ähnliche Weise in unseren Wohnbereich gelangt: Wir sind umherspaziert, haben Regale durchsucht, hier und da ein Ding in unseren Sack oder unseren Korb gesteckt. Jetzt gehen wir eben Müll shoppen. Ein bisschen aus diesem Regal, ein wenig aus jenem Korb, etwas aus dieser Box. Dabei kann man sich gerne auch fragen: Brauche ich das? Verwende ich das? Gefällt es mir? Weiß ich überhaupt wozu das gut ist? Und:
Würde ich das, so wie es ist, kaufen?

Eine Variation dessen ist, sich seinen Kleiderschrank als kleinen Second-Hand-Shop vorzustellen. Wie im Geschäft Haken für Haken zur Seite schieben... gefällt mir die Farbe... pass ich da rein... ist das schon sehr abgetragen... hab ich sowas schon... und:
Würde ich das, so wie es ist, kaufen?
Und dann das Selbe mit den Handtüchern, der Bettwäsche, dem Make-Up...
Würde ich das kaufen? Will ich das nicht mal geschenkt?
Dann aus meinen Augen und raus aus dem Schrank!
Gehen wir also rückwärts einkaufen: Rein in den Sack und zurückspulen.
Interessanterweise kann man auch hier recht schnell dem "Kauf"rausch verfallen. Vielleicht hilft diese Methode ja auch der Kalmierung notorischer Shopaholics...
Es ist alles nur eine Sache der Sichtweise.

Samstag, 17. November 2012

Koloskopie haben Sie schon gemacht?

Oder: Die Must-Haves der medizinischen Versorgung.

Neulich war ich das erste Mal zu einer so genannten Gesundenuntersuchung bzw. Vorsorgeuntersuchung. Um einmal rundum nachschauen zu lassen, was noch für medizinische Überraschungen an Fehlfunktionen meiner weltlichen Hülle im Verborgenen dahinblühen bzw. -welken.

Nach den praxisüblichen Abgaben diverser Körpersäfte und dem Multiple-Choice-Ankreuzeln mittelumfangreicher Fragebögen (an denen mir im Nachhinein das Fehlen des Punktes "Allergien" auffiel), wurde ich von einer jüngeren, molligen Ärztin in Empfang genommen. Um zuerst einmal ein EKG meinerseits schreiben zu lassen. (Der zuvor gemessene Blutdruck ergab, für meine Relationen des 100zu60mit55Puls, Traumwerte, was ich einer natürlichen Nervosität zuschreibe.) Das Abhorchen meiner Halsschlagader ergab scheinbar angenehme Geräusche, mit dem Kommentar dass wohl nichts verkalkt sei (wovon ich doch, bitteschön, ausgegangen war). Auch die Lunge surrte wie ein frisch staubgesaugter Computerventilator.

Dann ging es weiter mit dem verbalen Abtasten meiner Physis. Und ich dachte, sie fragte mich detailliert nach meinem subjektiven Empfinden bzw. stellte mir Symptomfangfragen. Aber ach! Es war das gestrenge Abfragen einer ToDo-Liste.
• Wann waren Sie das letzte Mal beim Zahnarzt. – Ich hab einen Kontrolltermin im Dezember.
• Wann waren Sie das letzte Mal beim Augenarzt. – Puuuh, das ist schon ein paar Jahre her. Ich hab jetzt aber nichts Auffälliges beobachtet; dass meine Sehstärke schlechter geworden wäre zum Beispiel. – Aber das sollten Sie schon machen; einen erhöhten Augendruck merkt man ja nicht. – (Aaaha.)
• Gut. Waren Sie schon einmal beim Hautazt. – Ämm, das hatte ich für die nächste Zeit einmal vor. Aber wissen Sie, es ist nicht unbedingt mein Hobby zu Ärzten zu gehen wenn ich kein spezifisches Problem oder Leiden habe. Und mit dem Rücken und der Schilddrüse hatte ich in der letzten Zeit genug chronische Unstimmigkeiten zu untersuchen und zu behandeln. – Jaaaaa, aber gerade heutzutage treten vermehrt Fälle von Hautkrebs auf. Und man muss schon die Durchblutung von Muttermalen messen lassen. Ich schreib Ihnen gleich eine Überweisung. – OK, ämm, danke.
• Gehen Sie regelmäßig zu Ihrem Orthopäden? – Nunja, es ändert ja nichts an meinem Bandscheibenvorfall... – Ich geb Ihnen gleich eine Überweisung zur physikalischen Therapie.
• Zum Gynäkologen gehen Sie?– Klar. – Für eine Mammographie sind Sie eh noch zu jung. – (Hab ich schon mal gemacht, aua. Und für die Schilddrüsensache war ich statistisch gesehen auch noch viel zu jung, drei Mal kurz gelacht.)
• Koloskopie haben Sie schon gemacht? – Nein danke? Allerdings hab ich auch keine Beschwerden diesbezüglich. Bis auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die per Allergiebluttest nicht bestätigt werden konnten, die ich nur selbst beobachtet hab. – Na das kann ja dann der Hautarzt auch austesten. – Ah ja, und die mir bekannten Allergien... – Na Sie haben ja angekreuzt Sie haben kein allergisches Asthma. – Ja aber Heuschnupfen. – ...

Eine Woche drauf soll's dann eine Befundbesprechung geben, und eine Körperfettmessung, so meinte sie. Weil ich gemault hab dass das mit der Schilddrüse und dem Gewicht etc. Mal schaun ob da eine Diätologin einen Trumpf auf den Tisch legen kann; ich bezweifle es.

Auf dem Heimweg dachte ich mir dann, Das nimmt ja Ausmaße an. Ich bin ja voll out, medizinisch gesehen. Nicht nur dass ich kein iPhone/SmartPhone hab, ich lieg ja voll nicht im Trend der Must-Haves hier. Keine Koloskopie! Pah! Wie konnte ich so lang ohne... Ich lass meine spärlichen Muttermale nicht regelmäßig durchleuchten... ich bin ja voll der N00b was solche Happenings angeht. Gelnägel hab ich ja schließlich auch nicht. Da fällt mir ein, es wurde gar nicht gefragt ob ich ins Solarium geh. Da bin ich ja auch voll nicht mit dabei. Keine lockeren Zähne! Und keine Teilprothesen im Mund!
Arztpraxiswartezimmer sind doch DIE MeetingPoints für Seniorinnen. So fad ist mir doch noch nicht.
Oder wie meine Mutter verwundert erzählt, dass ihre gleichaltrige Freundin erstaunt darüber ist, dass meine Mama keinerlei chronische Krankheiten und (Alters)Zustände vorzuweisen hat. Kein Zucker? Kein Cholesterin? Kein Bypass? Ja für wie alt hältst du dich denn! In dem Alter hat man doch marod, weißhaarig und beige-gewandet zu sein! Und vor der Pensionierung zumindest ein latenter Hypochonder.
Ich bin ja sowas von un-hip.

Sonntag, 4. November 2012

Lagerfeuer im Zwischenstromland

Allbekannt ist, dass man in dusteren und feuchten Tagen wie derzeit vermehrt Zeit in den angemieteten Rückzugsgebieten verbringt. Mit dem Wunsch nach Winterschlaf melden sich auch weitere Urinstinkte zurück: beispielsweise der Nestbau- bzw. -Reinigungstrieb.

Fläzt man nun leicht lethargisch auf dem Sofa und lässt das schnupfentränige Auge über den Raum schweifen, fällt einem auf, dass sich letzendlich alles, drinnen wie draußen, in die immer gleichen Stellen wehen lässt. Die Wohnung ist ordentlich und geputzt? Das möchte man meinen. Aber wohin weht es draußen Laub und Sand? In Winkel und Ecken. Es fängt sich unter Hervorstehendem. Dieses Naturgesetz gilt auch im überdachten Raum: Wo immer sich Winkel und Ecken finden, dort finden sich Türmchen, Häufchen, Kistchen, Säckchen. Was heimatlos durch die Zimmer treibt, weht mithilfe eines unmerklichen Windhauchs in Nischen. Und unter möbelarchitektonische Bäume und Büsche wie Betten und Regalkonstruktionen. Und hängt dort ewig fest. Naturgemäß sind auch das die Stellen, an denen sich Lurch und Staub fangen. Wohin sich verständlicherweise mitunter auch Spinnen zurückziehen. Ist der Windhauch stiller, segeln welke Blätter wie von Zauberhand herab und belegen Oberflächen, bis es sie in besagte Winkel treibt. Ist es nicht so? Ist es nicht immer so?

Nun sehe man seine Räume wie kleine Gärten und Parks. Man kehre das Laub aus den Ecken heraus, wo es unbeachtet vor sich hinrottet und verwittert. Man fange es dort heraus, wo es sich unter größeren Gebilden geschoben und gefangen hat.
Das ist die erste Naturgesetztheorie.

Die zweite Naturgesetztheorie ist eine Methode. Nennen wir sie die Lagerfeuermethode.
Einerseits können wir, mit einem bildlichen Körbchen im Arm, durch die Gegend gehen und Früchte, Beeren und Wurzeln einsammeln, die uns auf dem Weg begegnen. Sprich, mit einem Sack oder einem Karton durchs Zimmer gehen und einsammeln, was mitgenommen und sortiert/weggeworfen werden soll. Das entspricht uns Jägern und Sammlern. Und was wir auch brauchen, und was einen großen Effekt erzielt, ist, ein Lagerfeuer aufzubauen. Dazu geht man bekanntlich umher und sammelt umherliegendes Treibholz, Ästchen, abgestorbene und abgebrochene Äste, Laub als Zunder. Wie man das in der Wohnung tut? Nach dem selben Prinzip. Man gehe und sammle alles, was keinen eigenen Platz hat oder zu finden ist wo nicht sein Platz ist, und trage es an eine freie Stelle, in der Mitte des Raums. Man türme alles gut sichtbar und begehbar zu einem Lagerfeuer auf. Doch anstelle es zu entzünden (was eine schnelle und effektive, aber in Wohnungen weniger empfehlenswert Methode wäre), trage man (nach großer Bewunderung des Umfangs des Zusammengetragenen)  diesen Haufen Stück für Stück wieder ab. Bringe Dinge an ihren tatsächlichen Platz. Oder entsorge sie; in anderen Worten, werfe sie weg.

Das Jagen und Sammeln ist in uns verankert. Wie sonst käme es dazu dass wir so viele Dinge heim schleppen und verwahren. Nutzen wir diesen Urinstinkt in die entgegengesetzte Richtung. Los, an die Laubrechen. Und die größten Lagerfeuer sind doch immer die schönsten.

Samstag, 27. Oktober 2012

Andere Bloggen

In meiner Linkliste gibt es eine Reihe verschiedener Blogs, die ich regelmäßig lese, wie man Magazine liest oder Fernsehserien anschaut. Entdecke ich einen neuen Blog der mich interessiert, lese ich zuerst einmal die ersten paar neueren Seiten, und ist mein Interesse dann verstärkt erweckt, arbeite ich mich chronologisch von ganz von Anfang an zur "Gegenwart" durch. Denn meist sind es Blogs von (Familien)Menschen, deren Blog im Hintergrund eine Geschichte erzählt. Eine Entstehungsgeschichte. Eine Entwicklungsgeschichte. Ohne dieser chronologischen Lektüre gingen mir Hintergrundinformationen verloren, kennte ich mich nicht vollkommen aus.

Manche dieser Blogs fliegen nach einiger Zeit wieder aus meiner Linkliste raus. Entweder der Funke ist nach vielen Jahren des Bloggens erstorben und es kommen einfach irgendwann immer weniger bis schließlich gar keine Beiträge mehr. Oder aber, und das geschieht in der letzten Zeit leider gar nicht so selten, bzw. beobachte ich fast schon einen Trend in diese Richtung, verkehrt sich der Inhalt des Blogs von 1. ich schreibe auf was mich beschäftigt, 2. ich möchte Andere daran teilhaben lassen, 3. ich schreibe was Andere interessiert, zu 4. mein Blog ist meine Werbeplattform. Besonders in den US-Blogs beobachte ich eine enttäuschende Vermarktungswelle.

Dazu sollte ich vielleicht ein bisschen auf die Kategorien eingehen, aus denen meine Linkliste betreffend Blogs teils besteht.

Da wären einerseits die "Handarbeits"-Blogs, in denen gezeigt und geschrieben wird, was (hauptsächlich) frau soeben gestrickt/genäht/gewerkt hat. Oder was gerade im Werden ist. Großartige Inspirationen gibt es da, hilfreiche Hinweise und Ideen, und tolle Dinge zu bewundern. (Zumeist sind es keine reinen Handarbeitsthemen, denn, und das ist meiner Ansicht nach das Spannende und Verbindende, die zumeist Damen haben natürlich selbst auch noch eine ganze Menge anderer Themen im Kopf, die ihr Leben und Denken bestimmen und beschäftigen. Und sei es "nur" ihre Familie und was sie alles gemeinsam erleben und meistern.)
Im besten Fall bleibt es auch in dieser Form. Die Fertigkeiten entwickeln sich, neue Projekte enstehen. Neue Inspirationen werden (mit)geteilt.
Und dann "passiert" es: Man entdeckt die Kommerzialisierung. "Meine LeserInnen" bewundern was ich hergestellt habe? Es findet großen Anklang wenn ich erkläre wie ich was gemacht habe? Mein Strickmuster ist beliebt? Jede/r hätte gern so ein Täschchen? Was anfangs noch wie unter Freunden einfach weitergegeben wurde: Jetzt ist es soweit! Man kann jetzt meine Schnittmuster und Anleitungen auch downloaden! Ganz einfach. Aber mit dem Unterschied, dass man jetzt dafür zahlen muss. Wäre ja blöd, wenn man diese Beliebtheit nicht nützte. Vielleicht muss da ohnehin ein Copyright drauf. Und wisst ihr was? Weil meine Fotos auch so schön geworden sind, lasse ich jetzt ein Buch von meinen Werken und Anleitungen drucken. Wer wissen will wie man auch so was machen will, bitte hier der Amazon-Link. Und damit sich die Chose auch bezahlt macht, weise ich gerne immer wieder darauf hin.
Der Inhalt meiner Blogposts sind jetzt meine Buchsignierungsstundendaten. Kommt, kauft mein Buch, und trefft mich in Natura! Übrigens halte ich jetzt Workshops und Kurse ab. Meldet euch rasch an. Freundschaftliche Bloggertreffen sind doch sowas von gestern.

Dann gibt es die Sparte der "Simplifier" und "Unclutterer". Sehr interessante Inspirationen und Tritte in den Allerwertesten, wenn es darum geht, wie man ein wenig Ruhe, Raum und Ordnung in sein physisches Umfeld bringen kann. Und wie ginge es besser, als jemand parallel bei seinem/ihrem persönlichen Projekt zu folgen. Da läuft es dann so: Ich schreibe diesen Blog, damit ich bei meinem Konzept nicht den Faden verliere und meine Ziele nicht aus den Augen verliere. Dann wiederum zeige ich Anderen, was ich tue, und bekomme dadurch Ansporn und Bestätigung. Weiters stecke ich quasi Andere an und sie wollen es mir gleichtun. Und geht es gemeinsam nicht einfacher? Aber dann geht es los: Das Muster wiederholt sich. Neueinsteiger fragen mich um Tipps. Meine Checklisten sind beliebt. Immens viele Leute lesen meinen Blog. Ja, man sieht schon worauf es hinauskommt: Ich werde etwas kostenpflichtig veröffentlichen. Ein Buch oder zwei. Ich erfinde Webinars oder ähnlich, zu denen man entgeltlich Zugang hat und mir via Livestream folgen kann, wie ich über meine Erfahrungen doziere.
Und damit ich auch nicht zu viel von dem Inhalt verrate (sonst braucht ja niemand mehr kostenpflichtig dranzukommen), mache ich den Inhalt meines Blogs nunmehr allein als Werbeinfo auf. Dass ich ganz am Anfang meines Projekts meinte dass ich versuchen will, mit so wenig Dingen und Geldmitteln wie möglich auszukommen, ist jetzt irgendwie aus dem Blickwinkel gerutscht. Statt aus dem Finanzmarkt auszusteigen, steig ich jetzt einfach drüber. Übrigens ziehen wir jetzt doch wieder in ein größeres Haus um, und ich hab gemerkt, das Auto brauch ich wegen der Buchsignierungen und Vorträge doch wieder. PayPal wird akzeptiert, keine Sorge.

Auch die Blogs die über Ernährungskonzepte berichten (Stichwort Paleo), kommerzialisieren sich nach einiger Zeit wie von Zauberhand und schleichend automatisch. BloggerIn schreibt, versucht, berichtet, berät, vermarktet letztendlich. Von "alle die Ratgeber sind doch Geschäftmacherschmarren" zu "hurra, mein Buch erscheint diese Woche".

Kein Wunder also, wenn solche Blogs, die ich seit wirklich geraumer Zeit gerne verfolge, enttäuscht und genervt aus meiner Liste kicke.
Ich will weiter gelungene Fotos bewundern, die auf dem Ausflug/im Urlaub entstanden sind, und keinen Promopost durchscrollen, in dem ein Ebook dazu beworben wird, in dem steht wie man solche Fotos knipsen und bearbeiten kann.
Ich will weiter Strick- und Nähwerke bewundern und mich über "schau mal, so geht das" freuen, und nicht bei einem Link zu einem kostenpflichtigen Ravelry-Muster landen.
Ich will weiter lesen wie jemand in seinem/ihrem Vorhaben weiterkommt und mich darüber freuen wie und wenn es klappt, und nicht angeteast zu einer Registrierung angeleitet werden.

Ist es das, woraus wir scheinbar nicht entkommen können? Ist man dem System gegenüber wirklich so chancenlos? Sind wir alle wirklich, wenn es darauf zurückkommt, doch an unsere Bankkonten gebunden? Können wir nicht einfach etwas aus/ver/teilen, einfach nur so? Ohne finanzielles Profitdenken? Ohne Entgehungsängste? Ist die Freude am Miteinander und Füreinander wirklich nur so kurz wirksam?

Glücklicherweise gibt es noch eine Fülle an Blogs die ich immer noch, immer wieder, und immer lieber lese. Die sich weiterentwickeln, in sich vernetzen, wachsen und reifen. Und das ganz ohne Werbung und Cashflow. Weil es den SchreiberInnen weiterhin einfach ein Bedürfnis ist, zu denken, (sich) zu entwickeln, (mit)zuteilen. Weil sie sich nicht als AuftragschreiberInnen fühlen. Die nach einiger Zeit (und das ist meine wiederholte Beobachtung) überfordert und ausgebrannt ihre Inspiration, ihre Motivation und ihre Lust verloren haben, nur verloren haben können.

Also lieber pleite und froh als erfolgreich und K.O.

Schreibt so weiter wie Ihr seid, liebe Mädels. Ich würde Euch schmerzlich vermissen.
Zwar wisst Ihr garantiert nicht, wen von Euch ich meine, denn wahrscheinlich wisst Ihr gar nicht einmal von der Existenz dieses Labors hier. Aber das ist schon gut so. Börsennotiert sind die Anderen.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Niemands Manifest

Allerorts sprießen die Veröffentlichungen eines gewissen Blogger-Manifests. Was soll ich sagen, ich halte es da ein wenig mit Wittgenstein und laufe nicht unqualifiziert und ungefragt mit (auch wenn ich vollkommen zustimme). Weil ich nicht betroffen bin (bei Ausbleiben von Kommentaren kann auch keine Unart auftreten) und daher meiner Ansicht nach kein Recht habe, den Schnabel aufzureißen. Habe ich nicht persönlich die Erfahrung gemacht, habe ich keine Berechtigung, kann ich nicht ein Banner hochhalten.

Glücklicherweise ist in diesem Fall ein Kelch an mir vorübergegangen. Wie auch in der derzeit regionalen Aufregung um milchstraßenbewegende Änderungen der Kfz-Parkmodalitäten (und ja, ich zwicke täglich meine Lippen aufeinander, um nicht zu viel der sarkastischen Bemerkungen und/oder süffisanter Grinser auskommen zu lassen – meine Geistes- und Körperhaltung motorisierte Fortbewegungsmittel betreffend ist hinlänglich bekannt).

Ich bin der Meinung, mir stehen keine öffentlichen Statements zu etwas zu, was mich nicht zu einer Initialäußerung inspiriert bzw. genötigt hat.
Ein Manifest habe ich in meinem Leben allerdings schon verfasst, vor über 20 Jahren, genannt das Niemands-Manifest.
Doch in welchen Belangen ich ein Niemand bin, kann ich kein Manifest verfassen oder unterzeichnen.

Donnerstag, 13. September 2012

12 aus dem 8


Ansichtskartenfotohintergrund

Felsenwandsamtgewand

Stickdruckmuster

Drittaugendenkerstirnwirbel

Teppichfrisurenmodell

Schattenuhr

Wachsklecks

Ausbauauswuchs

Mutualwässerung

Schwapprückzieher

Bodenbewölkung

Luftwasser


Warum ich keine Wasserzeichen verwende oder Nutzungsbedingungen/-hinweise einfüge: Weil es doch im Grund nichts bringt und bringen kann. Wer meint nehmen zu müssen, tut es ohnehin. Um ein Bild photoshopsicher zu machen, müsste man es extrem entstellen. Was verliere ich, wenn jemand es verwendet? Selbst wenn daraus Kapital geschlagen wird, ich verliere nichts. Und um ganz ehrlich und genau zu sein, auf das Abgebildete habe ich kein Copyright. Es gehört mir nicht. Selbst wenn ich es gemacht habe und es mir gehört. Selbst wenn jemand es als Seines ausgibt – ich verliere nichts. So wie es das Leben nicht sicherer macht wenn ich Namen und Adresse nicht publik mache. Jeder beliebige Fremde an der Supermarktkasse hinter mir kann mich ausspähen, beobachten und verfolgen, wenn er es darauf anlegt. Die absolute Sicherheit ist eine Illusion.

Samstag, 8. September 2012

Warums

Ich find's ja schön, wenn Kinder "Warum" fragen.
Ich find's auch schön, drauf zu antworten, auch wenn dreiundzwölfzig Warums aufeinanderfolgen.
Mit fortgeschrittenerem Kindesalter kommt manchmal auch dazu, dass manche Warums gemeinsam erforscht bzw. nachgeschlagen werden müssen. Schön.
Besonders schön ist es aber, wenn Warums kommen, deren Antwort man nicht nachschlagen kann. Die man selber erdenken muss. Oder entwickeln.

Warum zeigen sie in der Werbung für Haarfärbemittel immer nur Frauen? Und warum sind immer nur Frauengesichter auf den Haarfärbeverpackungen? Sind die nur für Frauen? Färben sich Männer die Haare nicht?

Warum sammelt der Körper so viel Fett an wenn man zu viel isst, und man wird dann zu dick? Warum kann er das nicht einfach wieder loswerden wie Ohrenschmalz? Warum kann er das nicht dazu verwenden, kranke Teile neu nachwachsen zu lassen?

Warum kann man keine Kleidung und Schuhe herstellen, die sich in Größe und Stärke immer der Temperatur anpassen, und die Schuhe haben einen automatischen Schwebeantrieb mit Müdigkeitssensor, wenn einem die Füße weh tun oder man nicht mehr gehen kann?


Freitag, 3. August 2012

Camera Rasa

Diesjährige Mitbringselgeschenke*.

Ein Baumwollwaschsetgeschenksmitbringsel.

Urlaubsvorteil: Wach genug für Sommernachtsbesucher.

Und Vollmondschaumansichten.

Wenn Frau Holle ein Mitternachtsschaumbad nimmt.

We like the Moon. 'Cause it's so close to us.


* Das Dreieckstuch ist sozusagen Stellvertreter für eine ungefähr 3- bis 4mal so große Geschenksvariante. 
Multiplizieren Sie daher bitte die angezeigte Fläche mal π.

Sonntag, 22. Juli 2012

Fabulöse Fabulationen

Das Schräge-Geschichten-Erfinden kann das Kind nur von mir haben.
Nachdem wir einen Fernsehsender im Menü haben der spätabends vorzugsweise trashige Horror-Monster-Filme zu zeigen pflegt (Megapiranhas, Dinocroc versus Monstergator oder Ähnliches dieser Tonalität), phantasierte ich neulich vor mich hin, welche mutierte Spezies denn noch nicht dran war bzw. wie ich schnell und billig in zehn Minuten meinen eigenen Plot zusammenspinnen könne.

Es war einmal eine Kleinstadt in den USA (so ist es ja immer, nicht wahr?), in der es zu mysteriösen Todesfällen kommt: Unschuldige Personen von nebenan werden vertrocknet-mumifiziert umherliegend aufgefunden.
Beginnen tut es mit der kurzen Vorgeschichte eines Police Officers (sagen die Amerikaner so, oder bloß die Briten?), der seinen Abschied in die Pension feiert. Endlich ausreichend Zeit für sein Hobby, das Angeln. Am Liebsten an einem dieser typischen Horrorfilm-Seen – einsam, von bewaldeten Bergen umgeben, im Morgengrauen, man kennt das Bild.
Dieser Officer also feiert seinen Abschied, bekommt vielleicht ein supertolles neues Anglerset von seinen Kollegen geschenkt... und wird am nächsten Tag tot und verdorrt in seinem Schiffernakel gefunden. Am ersten Tag seines wohlverdienten Ruhestands!
Die Kleinstadt ist schockiert.
Was ist geschehen!
Sein jüngerer Kollege und damaliger Schüler (muss ja so sein) nimmt den Fall auf. Allein schon aus persönlichem Verpflichtungsgefühl.
Bis, ja bis seine eigene Nachbarin, die ältliche nette Dame mit der Vorliebe für die Chrysanthemenzucht in ihrem Garten (oder was der filmische Durchschnittsamerikaner so gerne heranzieht), zwischen ihren liebevoll gehegten Beeten aufgefunden wird. – Ja, genau das selbe Bild: Vertrocknet, verschrumpelt, mitten in ihrer Tätigkeit darniedergestreckt.
Nun wird es den Kleinstadtbewohnern mulmig: Was hat es zu bedeuten, dass diese Verblichenen in einer auffälligen Beziehung zum Cop stehen? (Man vernachlässige hier den Gedanken, dass in einer solchen dünn besiedelten Filmkleinstadt jeder mehr oder weniger in Beziehung zu mehr oder weniger jedem steht).
Dass er auf grässliche Weise mit diesen Todesfällen in Verbindung stehen MUSS, bestätigt sich den mittlerweile in gewohnter Weise dem grundlos Verdächtigen gegenüber argwöhnisch und feindselig werdenden Bürgern, als dessen eigener Bruder, Inhaber einer Baufirma, auf seiner neuesten Großbaustelle entdeckt wird – selbes Bild, arbeitspflichtbewusster Familienvater der am Wochenende alleine "seine" Baustelle begutachten wollte. Selbstverständlich hatte auch er eine tragende soziale Rolle in der Gemeinschaft inne; geschätzt von jedermann und ein klaffendes Loch hinterlassend.
Um der erzählerischen Eintönigkeit der sich wiederholenden Vorkommnisse entgegenzuwirken, verschärft sich nun das Blatt das sich schon längst gegen den Cop gewendet hat: Es beginnt eine Hexenjagd gegen den Gesetzeshüter, bei dem jetzt wahrlich der Hut zu brennen beginnt dieses Mysterium zu lösen, wobei er durch die aufgebrachte Bevölkerung natürlich empfindlich in seiner Ermittlungsarbeit behindert wird.
Dazwischengeschnitten, anfangs sehr subtil und unauffällig, im Fortlaufen der Geschichte immer etwas dramatischer und bedrohlicher, sieht man Erdbrocken, Schollen, unschuldiges Getier und – Gewürm. Regenwürmer, um genau zu sein.
Langer Geschichte kurze Auflösung: Durch den Bau der Kleinstadt auf einer (aha!) wichtigen alten indianischen Stätte (dachten wir's uns doch) wurde das Erdreich durch Vibrationen/Substanzen/was auch immer in Ungleichgewicht gebracht, wodurch die Regenwürmer undsoweiter, man kennt diese Schiene, nun sie haben auf Grund ihrer Mutation die Dahingeschiedenen mittels ihrer Berührung mit einer sich ausbreitenden ätzenden Flüssigkeit angegiftet, welche den Mumifizierungstod für die arglosen Opfer ausgelöst hatte.
Fazit am Ende: Cop findet Lösung, bringt alles wieder ins Lot...
Letzte Kameraeinstellung muss ein psychischer Cliffahnger sein, wie zum Beispiel Kinder unbedarft in der Erde buddeln und ein Regenwurm langsam in Richtung ihrer Hände wurmelt...
Heißen kann so ein Film natürlich nur wie etwas in der Richtung wie... Reign Worms; mit oder ohne Komma, das sei zu diskutieren.

Trashig, was!
Und scheinbar kommt sowas immer wieder gut an. Und das Strickmuster bedient sämtliche Hollywood-Klischees immer wieder gerne. Aber irgendwie sind solche Filme gerade dann am Besten, wenn sie am Schlechtesten sind.

(PS: Irgendwo muss man da auch noch so eine typische attraktive, nicht sehr intelligenzbegabte Blondine einbauen; so eine Figur muss scheinbar immer dabei sein, als reiner Hingucker oder als Ablehnungsobjekt oder Opfer bzw. Lockvogel. Jeder Film braucht überdies eine Figur mit der man sich identifizieren kann, die Sympathieträger ist, und andererseits auch eine, die man absolut nicht ausstehen kann und sich am Liebsten wegwünscht. Ohne diese Figuren werden Filme und Fernsehserien unanschaubar und schal.)

Sonntag, 1. Juli 2012

My 30s/40s in Caramel

Seit über 20 Jahren besitze ich ein Kleid, bei einer Ethnogeschäftskette gekauft und in damaligen Sommern am Leib getragen.
Luftig-feine schwarze Viskose, gefältelter Rockteil, und, was mir erst nach einiger Zeit aufgefallen war, brav mit Rocktaschen ausgestattet.

Nun trug ich das Kleid schon lange nicht mehr. Das Sonnenlicht hatte das Schwarz etwas entkräftet. Und ganz ohne Ärmel mag ich nicht so recht.
Aber entgegen der Daumenregel, dass man das, was man über ein Jahr nicht mehr getragen hat, genauso weggeben kann, ließ ich das Kleid in den letzten Jahren ein wenig warten. Auf das berühmte, stets spontan eintreffende "Klick!", dem eine flotte Umgestaltung folgt.
So auch bei diesem Stück.

Zuerst wurde es mitten in der Nacht plötzlich ins kalte Wasser gestoßen. Damit die Chlorbleiche ihre Arbeit tun konnte. Erwartetes Ergebnis? Irgendwas Rostrotes, Oxbloodiges vielleicht. Der Schnelltest am inneren Saum sprach von etwas dieser Art.
Ausgespülterweise sah es dann eher einem Schokoladebraun ähnlich, aber das Trockenergebnis sagte eindeutig: Goldkaramell! Nun gut, damit konnte ich leben. Auch wenn sich diese Farbe nicht in meiner Garderobe befindet, aber ich kam zu der Ansicht, dass mir gelbstichigere Farben eher zu Gesicht stehen als blaustichige.
Aber was mit den (nichtvorhandenen) Ärmeln tun! Schön, wenn man eine Kiste voll Stoffe hat, aber nichts kommt irgendwie in Frage. Und dann einen Ärmelschnitt basteln, irgendwie... bei dieser Hitze... Es fühlte sich nach einer weiteren Wartezeit auf Moment X an.

Doch spontan, wie am liebsten alles, sogleich die Idee: Ein übergroßes Früh90er-Werbe-T-Shirt mit trageuntauglichem großem Druck weiß auf schwarz ("Bad Boys Eau de Toilette"...) dümpelt im Kasten herum. Und wartet darauf, als Organspender zum Einsatz kommen zu können.
Schnipp, schnapp, kurze Ärmel ab, und direkt so ins Kleid eingesetzt. Und schnipp, schnapp, Bauchsaum amputiert und dem Kleid als Rückbindebändchen transplantiert. Die schwarzen Nähte und Knopfaugenknöpfe hatte es ja schon.



Es ist seinen Teenagerjahren entwachsen und in den Enddreißigern gelandet. Vor allem, wenn es dann mit schwarzen britischen Riemchenschuhen getragen wird. Nur meine Haare würden garantiert nicht bei dem Versuch "Wasserwelle" mitspielen.

PS: Einen "Peter Pan Kragen" hab ich in Erwägung gezogen. Das Spendershirt hätte ja noch reichlich herzugeben, falls es mir eines Tages danach sein sollte.

Donnerstag, 28. Juni 2012

Notiz an mein Altes Ego

Seifenstücke. Wie schön anzusehen, wie gut zu beschnüffeln sie sind. Aber ich kann's nicht leiden wie sie in verwendetem Zustand sich verhalten und aussehen: Rutschig, glitschig, aufweichend, Restschaum antrocknend, Spuren auf dem Unterbehälter zurücklassend.
Der Grund, warum sich einige schöne Seifenstücke in meinem Besitz befinden, ich aber immer schnöde Flüssigpumpseife auf dem Waschbeckenrand habe. (Hierzu: Ich will nicht mehr "Waschbecken" sagen. "Lavabo" ist doch viel schöner.)

Wie ist das also zu vereinen? Zu nutzen was bereits da ist? Ohne Abstriche und Kompromisse?
– Seifenstücke verflüssigen.
Geht. Kann man. Geht einfach. Kann man schnell.
Wie?
Das Seifenstück über eine großlöchrige Reibe schaben. Bestenfalls in ein Emaillehäferl. Ein wenig Olivenöl dazugeben. Mit dreifacher Menge mittels Wasserkocher erhitztem Wasser aufgießen. Mit einem Holzstäbchen ein bisschen aufrühren. Die nun aufgelöste, flüssige Seife durch einen Trichter in den leeren Flüssigseifenspender einfüllen.
Nach ein paar Stunden, nach dem Abkühlen,  verdickt sich das Gemisch wieder. Ein bisschen aufschütteln, und fertig.

Den Mut dazu hätte ich ruhig ein bisschen eher aufbringen können...