Freitag, 6. Januar 2012

Klimawandel und Psyche

Wie jeder weiß, beeinflusst das Wetter das physische und psychische Befinden. Lichttherapien im finsteren Winter sind eine anerkannte Methode, um dem inneren Gleichgewicht Depressionen fernzuhalten.
Aber der Klimawandel beeinflusst die Psyche auf andere, unterschwellige Art. Es ist nicht wie in teuer produzierten Blockbustern, dass von einem Tag auf den anderen Eisberge die Städte zubewachsen oder spontane Feuerstürme den Alltag verschmurgeln. Es geschieht schleichend.
Im Jänner klassifizieren wir die Wetterbedingungen eher als November oder März, im täglichen Wechsel. Zwischen grau-feuchtem Spätherbst und vorsichtig-mildem Frühfrühling. Während sich der Sommer in einen "goldenen "(Spät)Herbst" verschiebt, und die ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen mit über 30 ° niederknallen.
Daran könnte man sich gewöhnen, darauf könnte man sich einstellen. Doch es ist mehr als nur "keine weiße Weihnachten". Es bringt das persönliche und persönlich erfahrene Weltbild durcheinander.
Waren die Sommerferien vorbei, war auch die Badesaison aus.
Silvesterraketen wurden von Schneehaufen aus gestartet.
Der Osterhase versteckte seine Gaben zwischen jungem Gras und Frühlingsblühern.
Treiben und blühen die Pflanzen im Jänner, ruiniert sie ein Frost im Februar. Knallt es dann im Mai plötzlich runter, verdorren die zarten Nachzügler. Bis im verregneten Sommer endlich Früchte wachsen, verfaulen sie unreif im Herbst, weil die Sonne doch schon zu schwach ist.
Irgendwie passt nichts mehr zusammen.
Saat- und Pflanzzeithinweise auf Samentüten werden irrelevant. Bauernkalender und -weisheiten verlieren ihre Beobachtungswahrheit. Wir können unseren Kindern nur mehr Damals-Geschichten erzählen, aber auf kein Wissen mehr hinweisen. Wir sind, ohne uns vom Fleck zu bewegen und ohne es gewollt zu haben, auf die britischen Inseln und/oder nach Florida ausgewandert. Wir verlieren unsere gewohnte klimatische Heimat. Traditionen werden hinfällig. Der sichere jahreszeitliche Rahmen wackelt und hirnerschüttert uns unterschwellig.
Ich bin verwirrt und orientierungslos. Wie muss es dann erst den Zugvögeln und Waldtieren gehen.

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