Donnerstag, 28. Juni 2012

Notiz an mein Altes Ego

Seifenstücke. Wie schön anzusehen, wie gut zu beschnüffeln sie sind. Aber ich kann's nicht leiden wie sie in verwendetem Zustand sich verhalten und aussehen: Rutschig, glitschig, aufweichend, Restschaum antrocknend, Spuren auf dem Unterbehälter zurücklassend.
Der Grund, warum sich einige schöne Seifenstücke in meinem Besitz befinden, ich aber immer schnöde Flüssigpumpseife auf dem Waschbeckenrand habe. (Hierzu: Ich will nicht mehr "Waschbecken" sagen. "Lavabo" ist doch viel schöner.)

Wie ist das also zu vereinen? Zu nutzen was bereits da ist? Ohne Abstriche und Kompromisse?
– Seifenstücke verflüssigen.
Geht. Kann man. Geht einfach. Kann man schnell.
Wie?
Das Seifenstück über eine großlöchrige Reibe schaben. Bestenfalls in ein Emaillehäferl. Ein wenig Olivenöl dazugeben. Mit dreifacher Menge mittels Wasserkocher erhitztem Wasser aufgießen. Mit einem Holzstäbchen ein bisschen aufrühren. Die nun aufgelöste, flüssige Seife durch einen Trichter in den leeren Flüssigseifenspender einfüllen.
Nach ein paar Stunden, nach dem Abkühlen,  verdickt sich das Gemisch wieder. Ein bisschen aufschütteln, und fertig.

Den Mut dazu hätte ich ruhig ein bisschen eher aufbringen können...

Freitag, 8. Juni 2012

Hast du kein Pferd, so nimm den Esel.

Bzw. eine Zeile darunter in der Liste von WikiQuote:
Hast Du nichts Gutes zu sagen, sage lieber gar nichts.

Ich geh mir selbst mit meiner ständigen Nörglerei ganz schön auf die Nerven. Man möge es nicht für wahrscheinlich halten.
Gemäß der mir in der Klostervolksschule eingeimpften "täglichen Gewissenserforschung", die sich penetrant in mein Un(ter)bewusstsein gebrannt hat, ist mir selbst klar, wie oft ich anklage, beklage, meckere, nörgle, zuerst einmal immer die Widers und Abers erkenne und herausfinde. Ich hab vielleicht meine naive, unschuldige Sicht der Dinge verloren. Ich bin vielleicht bloß nur so realistisch wie ich immer als Erklärung angebe. Ich bin ein sehr kritischer, empiristischer Mensch.
Aber ich frag mich immer, Mach ich den Anderen dadurch nicht dauernd etwas madig? Geh ich ihnen als ewige Kritisiererin auf den Geist? Werde ich als alte, verbissene, verbitterte Oma enden?
Auch beim Schreiben hier ist es nicht anders: Über wie viele erfreuliche Dinge berichte ich, und wie oft bin ich am Aufzeigen von Dingen die nicht optimal oder gar empörend sind? Warum ist mein Schwerpunkt immer nur auf das Anklagen gerichtet?

Ich hatte fast vor, mich über Hundebesitzer in der Großstadt auszulassen (Fakten! Beobachtungen! Erkenntnisse! Anklagen!). Was in einer Aufregung über den sich heutzutage offenbar durchsetzenden Kindererziehungsstil übergegangen wäre.

Ich hätte eine lange "Kaffee-dazuhol-weil-so-lang"-Geschichte niederzuschreiben, wie es einem im österreichischen Gesundheitswesen ergehen kann, wenn sich die operierte Schilddrüse zu langweilen scheint und man weniger als herumgereicht wird.

Ich könnte mein Schockiertsein darüber darlegen, wie aus Spaß, Freude und Spannung schnöde Geschäftemacherei gemacht wurde, anhand des Beispiels eines derzeit aktuellen Stickersammelalbums bzw. dessen Befüllung.

Aber ich will nicht mehr. Ich will mich über die alte Dame, die sich (ich gehe jetzt garantiert nicht im Detail mehr darauf ein!) am Straßenbahnausstieg grundlos unmöglich benommen hat, nicht länger ärgern als ich brauchte, um auf die andere Straßenseite zu gelangen.

Ich will das nicht mehr. Respektive, ich will das nicht mehr in einem solchen Ausmaß. Ich will all so etwas nicht mehr derart intensiv und lange mit mir umherschleppen. Vergessen ist natürlich nicht, aber "Look back in anger" soll's in meinem Kopftheater auch nicht als Daueraufführung (mehr) spielen.
Bin ich in ein neues, erweitertes Level des "Erwachsenwerdens" eingetreten? So dass ich eines fernen Tages zwar Ungerechtigkeiten aufzeigen, aber auch wirklich los(ge)lassen (werden) kann? Bzw., losgelassen werden kann?

So bin ich losgegangen und habe versucht, die schönen Seiten zu sehen (wie klingt das banal). Erst mal einer Wohnung.
Immer meckere ich, wie unordentlich es ist. Wie viel sauberer es sein könnte. (Ja, ich arbeite Vollzeit und bin nicht Sklave meiner Wohnung. Ja, es ist woanders noch übler. Ja, es ist im Grunde eh alles OK.) Ich hab die Kamera geschnappt und meine Lieblingsnischen fotografiert. Und währenddessen innerlich kritisiert, dass man dabei das ungeputzte Fenster sieht. Oder den Staub auf dem Fensterbrett. Oder eine Unaufgeräumtheit. Aber ich hab mir selbst gesagt (insert here: typical cartoon-angel&devil-sitting-on-shoulders-scene), Ist jetzt wurscht. So ist es. Darum geht's jetzt nicht. Und beim Runterladen der Bilder hab ich gemerkt, dass manche davon leicht verschwommen sind. Und nein, das ist jetzt wurscht. So ist es. Darum geht's jetzt nicht. Anstatt die Bilder zu löschen und zu wiederholen, wie es sonst meine Art gewesen wäre.
Es muss nicht perfekt sein. Das ist die Übung daran. Konzentrieren auf das was gut und schön ist. Nicht auf das was zu kritisieren wäre. Anderen wird es nämlich vielleicht wurscht sein jetzt. Weil es so ist. Und weil es jetzt darum geht:

Das Amselnest auf der alten Küchenwaage, neben der selbstgezogenen Vanillepflanze.

Einfach das Gesamtbild, das sich einem Vorübergehenden draußen bieten möge.

Die eklektische Klimbimsammlung rund um meinen Schreibtisch.

Die Fundstücke im Bad die so "ich" sind.

Die Dinge im Vordergrund sind nicht die Medikamente.

Die Erbstücke meiner Großeltern, die ich schon als Kind geliebt hab.

Der unwillkürliche "Trockenteich" im Garten.

Dass sich so viel zusammensammelt was zusammenzugehören scheint.

Unser Aardman-Insider.

Dass auch eine Toilette Platz für Persönliches hat, dessen sich lohnt, eine Weile umhergeschleppt zu werden.






Dass es einfach ist, wie es geworden ist.

Und dass wir offensichtlich sind wer wir sind.