Samstag, 9. März 2013

Unser täglich Brot...

... finde ich generell für überbewertet.

Wer sich mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten und/oder der Paleo-Ernährung befasst, wird diese Aussage wahrscheinlich leicht nachvollziehen können.
Es ist nicht unähnlich der Kuhmilch-Thematik: Im Grund logisch, aber traditionell derart verankert, dass man nicht einfach so auf die Idee kommen würde davon abzulassen.

Dass wir und unsere Kinder (und unsere Haustiere) keine Kälber sind und Kuhmilch bio-logischerweise nicht wie ein Kuhkind verarbeiten können, lässt sich doch verstehen. Dass das auf die Dauer eben nicht funktionieren kann.
Aber warum geh ich jetzt auf Unser Täglich Brot los?
Weil Brot im Grund eine unnatürliche Sache ist: So wie es serviert wird, wächst es nicht in der Natur. Die Bestandteile, also die Gräser, ursprünglich schon, wurden aber im Laufe der Zeit um- und hochgezüchtet. Und über Germ brauchen wir gar nicht zu diskutieren.

Aber woher kommt dieser Brot-Wahn. In Japan heißt das Frühstück Asa Gohan, also Morgenreis, und das Äquivalent zu unserem Abendbrot ist Ban Gohan, also der Abendreis. Reis als Getreide- bzw. Grassorte kommt da noch eher in seiner Urform daher, entspringt aber nicht unseren Breiten. Ebenso die amerikanischen Erdäpfeln bzw. Kartoffeln oder der Kukuruz bzw. Mais.
Könnten wir also Müsli zu unserem Direktkohlehydratspender machen?

Ich beschuldige, wie bekanntlich in vielen Belangen, unseren katholischen Hintergrund. Der Vatikan ist schuld an der Zöliakie unserer Kinder. "Brot dazu!", hat mein Vater bei Mahlzeiten gedonnert. Ich hätte am Liebsten (und viele Kinder heute auch noch, wenn sie essen dürften was sie anspricht) "nur" den (teuren?) Belag zu mir genommen – doch Belag dicker als das Brot selbst ist ein absolutes No-Go. Ich mochte Brot nie so recht, und hab mich erst als Erwachsene so dreingefügt. Und da wurden mir die Körndlbrotsorten am Liebsten – und mir selbst bewusst, dass es mir dann eigentlich eher um die Sonnen- und Kürbiskerne selbst ging statt um die Teigmasse. Die mir heutzutage plötzlich Schmerzen bereitet. Oh Wunder.

Können wir das Brot nicht einfach weglassen und nach unseren Instinkten essen?
Nein: Unser täglich Brot gib uns heute.
Es nicht zu essen wäre Frevel.
Wasser und Brot, mehr brauche man ja nicht um gesund zu bleiben. Wo mir die Geschichte von dem eingekerkerten König einfällt, der gefragt wurde, welche Speise er am Liebste äße, und sie fortan täglich und ausschließlich serviert bekommen würde. Braten und Wein. Und wie er nach kurzer Zeit, gelangweilt und geschwächt, sich nach reinem Wasser und Schwarzbrot zu sehnen begonnen habe.
Brot im Mittelalter als Teller unter der Speise. Kinderlieder und Märchen, in denen Brot eine Rolle spielt. Brauchtüme wie Brot und Salz beim Einzug in ein neues Heim. Sprichwörter und Wortschöpfungen. Brot und Spiele. Marie Antoinette. Hänsel und Gretel. Der Leib Christi wiedergeboren als Symbolbrot.
Rituale, Traditionen, Erziehungen. Irrtümer, Irrglauben, Irreführung?

Ich dränge kein Kind, "sein Brot aufzuessen". Oder dass "nur" die als Belag gedachten Nahrungsmittel nicht gälten. Ich möchte gar nicht googeln, wie viele Tonnen Brot jährlich in Österreich verputzt werden. Brot und Gebäck dazu, dann schmeckt's!, so der Werbeslogan aus meinen jüngeren Tagen, gilt und galt für mich nicht. Ich lasse ihn auch nicht gelten.
Ich halte Brot für schlichtweg überbewertet.