Samstag, 13. April 2013

Wusste ich schon, dass...

... ich in den Jahren 1979 bis 1983 ohne jeglichen Kontakt zu männlichen Menschen, insbesondere meines Alters, war?

Natürlich wusste ich das. Nur so richtig bewusst war es mir nicht wirklich ganz.

In dieser Zeit entging mir alles an altersspezifischer jungenhafter Kultur: Alle Themen die volksschulaltrige Buben beschäftigen – aus meiner Welt. Und das mir, wo ich im Kindergarten eher an "deren" Themen interessiert war: Ich wollte Indianer spielen (und nicht die Squaw sein die allein zu Haus im Tipi wartet dass ihr Indianer, in dem Fall Robert K., mit dem zu spielen ich gefragt hatte, heimkommt, um ihm etwas zu kochen), ich wollte Matchboxautos haben (oder sie wenigstens von den Kindergartenbuben ausborgen – doppelt negative Antwort darauf: Vater: Nein, die sind teuer; Buben: Nein, die sind nicht für Mädchen), ich wollte ein Skateboard, ich wollte auf Bäume klettern, ich wollte ein Schnitzmesser, ich wollte... ich war das was man einen Tomboy nennt. Nicht überraschend, identifiziere ich mich mit der Game-of-Thrones-Figur Arya am Ehesten.

Und was kam dann? Ich in die Volksschule. Anfang der 1980er. In eine katholische Volksschule. Eine Klosterschule. Eine "reine" Mädchenschule. Mit Klosterschwestern, die ihre Traumata, ihre Verbittertheit, ihre Lebens- und Erziehungsmethoden, ihre Anschauungen und ihr Weltbild, aus einem Konglomerat von Katholizismus, Vor- und Nachkriegsnöten, Russenbesatzung und deren Nebenwirkungen, Nazijugend, gezogen haben.
Der einzige männliche Vertreter der Menschheit zu Hause: mein Vater (und dieser kann gerne in das Heranbildungsschema der oben genannten Klosterschwestern eingebunden werden).
Der einzige männliche Vertreter der Menschheit in der Halbinternats-, sprich Ganztagsschule: der Pfarrer (und diesen bekam man schätzungsweise ungefähr 4 x im Jahr genauer zu Gesicht).

Vier Jahre männlicher Alterskultur wurden mir vorenthalten. Ich musste ein Mädchen sein. Nicht weiblich, um Gottes Willen, aber ein Mädchen. Was ist mir alles entgangen. Freche Ausdrücke und Sprüche. Vielleicht Kirschkernweitspucken? Fußball spielen. Comic-Hefte auf jeden Fall. Eben alles, was Jungs im Alter von 6 bis 10 machen. Und das sind sicher irrsinnig spannende, coole Sachen.

Ich war in einer Klosterschule. Bislang hab ich es so gesehen, dass die Schule einem Kloster angeschlossen war. Jetzt ist mir bewusst, dass ich selbst vier lange Jahre lang im Kloster war.

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