Sonntag, 16. Juni 2013

Cordis Finanztipps

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, wollte ich einmal festhalten, wie es mir gelingt, in einem Dreipersonenhaushalt bei einem einzigen (mittelmäßigen) Einkommen keinen Mangel zu erleiden, sondern sogar noch was "auf der hohen Kante" zu haben und bei manchen, oft sogar spontanen und höheren, Ausgaben, nicht mit der Wimper zucken zu müssen. (Was viele Leute erstaunt, und was sie sich selbst nicht zutrauen würden.)

• I do not want what I haven't got.
Bzw., brauch ich viele Dinge, die ich spontan vielleicht gern hätte, wirklich? Und hätte ich sie nach Erstehung dann noch weiterhin lange gern? Ist es oft nicht nur einfach so, dass man sich das Bekommen wünscht, und nicht den bekommenen Gegenstand? Man stelle sich also die Frage: Wenn ich es JETZT unbedingt brauche – wie habe ich es bis dato ohne es ausgehalten? Und rentiert sich die Anschaffung überhaupt auf längere Frist? Kinder würden gerne alle Blümchen auf der Wiese pflücken, und lernen dann, dass es oft genügt (und im Grund das ist worum es eigentlich geht), die Blüten zu bewundern – und sie nicht "haben" zu müssen. Bestaunen, bewundern, sich daran erfreuen – aber nicht zwangsweise heimschleppen. Wer immer alles bekommt was ihm spontan gefällt, hat sehr schnell keine Wünsche mehr. Und keinen Platz in der Wohnung.

• DIY – oder: Yes, I Can.
Eigentlich können wir alle viel mehr als wir denken. Natürlich ist es oft einfacher, jemand Anderen machen zu  lassen. Gewisse Dinge gehören auch in die Hände von Professionisten. Doch vieles kann man sich schon selbst aneignen oder ausführen – zu dem Zeitpunkt zu dem man es braucht, so wie man es selbst will, ohne sich auf Andere verlassen (oder auf sie warten) zu müssen.
Kann ich meine Kleidung ändern bzw. sogar selbst herstellen? Yes, I Can!
Kann ich meine Haare selbst schneiden/färben/stylen? Yes, I Can!
Kann ich kleine Reparaturen durchführen? Yes, I Can!
Kann ich meine Wohnung sauber halten, meinen Steuerausgleich machen, mich von A nach B bewegen, meine Möbel zusammenbauen, meinen Computer warten, meine Augenbrauen zupfen, meine Nahrungsmittel zubereiten wenn nicht sogar teilweise selbst herstellen? Oh Yes I Can!
Muss ich mich über unzuverlässige, schmutzende, pfuschende, teure Handwerker ärgern? No, Sir!
Muss ich einen Zeit- und Kostenplan für meine Putzfrau erstellen? No, Sir!
Muss ich mich über Dienstleistungspreise die die Linie zur Frechheit überschreiten, echauffieren? No, Sir!
Man kann mehr selbst machen als man glaubt. Und dank des Youtubismus kann man sich leicht etwas von Anderen beibringen lassen – ohne jegliche Honorarnote.

• Edel sei der Schein, hilfreich und Gut.
Gutscheine? Super Erfindung für Unternehmen, die vorzeitig abcashen und später erst liefern wollen. Aber auch eine super Erfindung für die, die sich selbst Cash sparen wollen. 
Da gibt es ja verschiedene Arten von Gutscheinen. Erst mal die Geschenkgutscheine. Super Idee! Sie sind wie ein Sparguthaben, denn rechtlich gesehen dürf(t)en Gutscheine gar nicht verfallen können, da sie wie eine Art Währung anzusehen sind.
Der Gutschein vom Drogeriemarkt kann, muss aber nicht für Beatuyschnickschnack verwendet werden. Hätte man's mal eng, wäre das teure Waschmittel schon mal damit finanziert.
Mittlerweile kann man ja schon fast überall Gutscheine erstehen – wer den zu Beschenkenden kennt, wird schon wissen was ihm gefällt bzw. was er benötigen könnte.
Und dann gibt es natürlich die Gutscheine, die Sonderangebote ausloben. Die beste Gelegenheit, seinen Haushalt wieder mit haltbaren Dingen aufzustocken! Bürstenaufsätze für die elektrische Zahnbürste minus 25 %? Gebongt. 2+1gratis auf Müllsäcke, Waschpulver, Dinge die man immer brauchen wird? Check. Lebensmittel die man ohnehin kaufen würde? Meins.
Zu beachten ist dabei allerdings:
Sind die Angebote im Endeffekt immer noch teurer als der Einkauf beim Discounter?
Würde ich den Artikel eigentlich wollen und kaufen, wäre er nicht im Angebot?
Hält, was ich in verbilligten Großangeboten erstehe, eigentlich auch so lange dass ich es aufbrauchen könnte bevor es abläuft (und ich es, und damit mein Geld, wegschmeißen müsste)?
Ab wann und für wie lange gilt das Angebot?
Man kann vorausschauend planen, um ein "Mist, gerade das hab ich erst neulich zum Vollpreis gekauft" zu vermeiden. Wer über einen längeren Zeitraum Sonderangebote und Gutscheinaktionen beobachtet, hat nach einiger Zeit heraus, wann welcher Supermarkt mal wieder was anbieten könnte.

• Wer billig kauft, kauft nicht immer teuer.
Die Erfahrung zeigt, dass man nicht immer das Billigste kaufen soll, das Teuerste allerdings nicht immer beste Qualität beweist. Die Daumenregel ist, die Goldene Mitte zu wählen, und davon die höchst leistbare und sinnvollste Ausgabe zu nehmen.
Zu bedenken sei auch, wie oft man rein für Namen und Marke zahlt. Und dass der Discounter beim selben Hersteller produzieren lässt, aber aus rechtlichen Gründen einen leicht abgeänderten Produktnamen wählt, um den Artikel günstiger verkaufen zu können. Keine Diskussion, es ist wahr.
Wer breit gefächert vergleicht, hat ohnehin einen Trumpf in der Hand. Und nie die Kosten-Nutzen-Rechnung vergessen!

• Weniger ist oft mehr als genug.
Mittlerweile ist wahrscheinlich allen bekannt, dass immense Mengen an Lebensmitteln weggeworfen werden. Ich meine damit nicht (nur) die Produkte, deren Ablaufdatum Supermärkte dazu zwingt, Nahrungsmittel zu vernichten, die noch genießbar wären (ich betone: MINDESThaltbarkeitsdatum), sondern die Mengen, die man zu Hause wegschmeißt.
Zu viel gekocht, dass es keiner aufessen kann und man es nicht 3 x aufwärmen und verdrücken kann? Die Küche zu vollgestopft und dadurch Lebensmittel "vergessen", sodass sie ungenießbar geworden sind? Falsch gelagert und dadurch beschädigt? Es lässt sich Platz und Bauchspeck sparen, wenn man Impulskäufe zu vermeiden versucht, und sich nicht alles einverleiben muss, bloß weil es angeboten wird.

Und die Kleidung. Seien wir realistisch: Wie viel Stück von welchem Kleidungsstück brauchen wir wirklich? In Mitteleuropa haben wir mit unseren propagierten vier Jahreszeiten etwas mehr Varietät zu besitzen. Aber welche Teile aus dem Sommer kann ich in den anderen Jahreszeiten der Witterung entsprechend kombinieren und das ganze Jahr über tragen? Und wie oft läuft die Waschmaschine? Brauche ich wirklich 20 Paar Socken, wenn ich zwei mal die Woche wasche? "Brauche" ich etwas Neues, nur weil ich des "Alten" überdrüssig geworden bin (Stichwort spontaner Fehlkauf)? Kann ich ältere, intakte Kleidungsstücke vielleicht ein wenig abändern und ihnen neuen Flair einhauchen (färben, umschneidern, kombinieren)? Kann ich kleine Mängel kaschieren/reparieren/als Grund für eine Änderung nehmen? Shop your own wardrobe – oft verstecken sich Teile, die man im Überfluss vergessen hat. Und wie bei allen unseren Besitztümern gilt: Ein kleinerer Kleiderschrank bedeutet eine kleinere Wohnung, bedeutet weniger Mietkosten!

• Wer die Münze ehrt, lebt oft kopfüber, aber nicht verkehrt.
Schon mal aufgefallen, wie viel Kleingeld sich in Großstädten auf dem Boden (be)findet? Was vielen aus dem Hosensack fällt oder (man möge aus kaum glauben, aber sowas gibt's!) was viele als "wertlos" einfach wegwerfen (!), kann sich ganz schön summieren. Auf Münzen steht kein Name drauf, und sich zu bücken um Münzen aufzuheben, ist Finanzgymnastik die keineswegs ehrlos ist. Bei uns ist es Tradition, vor dem Sommerurlaub die Münzdose zur Bank zu tragen, um Urlaubstaschengeld einzutauschen. 60 bis 100 Euro können da schon mal drin sein, inklusive der nebenbei unauffällig angesparten Summen von Münzen unter 50 Cent, die allabendlich aus der Geldbörse geleert werden um das Tragegewicht zu reduzieren.

• Private Practise.
Oft ist man privilegiert, wenn man gewisse Behandlungen oder Verträge "privat" wählt. Die Ärzte, privat. Die Schule, privat. Aber auch hier gilt: Ist teurer wirklich auch besser? Manches "muss" man einfach privat machen, um das bestmögliche Angebot zu erhalten. Und bei Gesundheit wird, in realistischem Rahmen, in unserem Haushalt nicht gespart, darauf bestehe ich. Andererseits poche ich aber auch vehement auf mein Recht, als Kassenpatient nicht unter den Tisch zu fallen. Und auch bei städtischen Schulen gibt es Qualitätsabstufungen und freie Wahl, wie bei Ärzten auch. Test und Vergleich sind unabdinglich, und das Näheste und Erstbeste ist in dermaßen wichtigen Belangen nicht immer unbedingt die beste Wahl.

• Ich hab etwas was du nicht hast, und das ist deins.
Oder, Borgen, Tauschen, Teilen, Schenken.
Schon mal dran gedacht, dass man manchmal etwas benötigt, aber nur einmal oder selten? Und dass es sich nicht lohnt, es neu bzw. überhaupt zu kaufen?
Vieles kann man ausleihen, von z. B. Baumärkten, Nachbarn, Freunden, Verwandten. Oft kann man sich mitbeteiligen (Stichwort Carsharing, Urlaubswohnungstausch etc.). Vieles ist gebraucht auch gut genug, seien es Möbel oder Kleidung. Gerade bei Kinderkleidung rentiert sich Second Hand immens (was auch den Vorteil birgt, oftmals vorgewaschene und erprobte Kleidungsstücke zu finden), und je jünger die Kinder, desto kürzer die Tragedauer. Kleinkinder verschiedenen Alters können Wäschepakete nahezu rotieren lassen. Auch Erwachsene können mal eine Kleiderschrankparty veranstalten und untereinander Klamotten tauschen. Frischer Wind im Outfit, und keinen Cent dafür ausgegeben. Geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude.
Und wenn einer was kann was der Andere nicht kann – vielen Dank dafür! Du färbst mir die Haare, ich kürz dir die Hose. Du montierst mir die Lampe, ich mach dir ein Computerupdate. Ich geb dir meinen Druckkochtopf, und bekomm dafür... usw. usf.

Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr fällt einem ein, wie sich Kosten reduzieren oder vermeiden lassen. Ob es sich um Versicherungs- oder Telefonanbieter handelt, oder um das Aufstocken von Spülmittel.
Vergleichen, hinterfragen, reduzieren, zufrieden sein. Überlegen, wie und wo man auch ohne Eintrittspreis Unterhaltung und Spaß haben kann.
Brauche ich ein Fitness-Studio, wenn Joggen im Park oder Wald gratis ist?
Muss es eine Kinder-Erlebniswelt sein, wenn man einen großen, bislang unbekannten Spielplatz entdecken kann?
Braucht es einen Wochenend-Städtetrip, wenn man einen anderen Stadtteil erkunden kann als wäre es Anderswo?
Was kann man verlieren, Straßenfeste und Stadtfestivals gratis zu besuchen? Tage der offenen Tür zu nutzen?
"Wenn's nix kostet kann's nix heißen" gilt nicht.
Und ganz wichtig: Was ich mir im Moment nicht leisten kann, ist (jetzt) eben nicht drin. Sind es mir die Kreditzinsen wirklich wert, einen Auslandsurlaub auf Pump zu machen? Welche Ausgabe kann ich streichen (oder auf die Warteliste setzen), und was steht dem gegenüber, was dringender nötig wäre?

Die Liste ist schier endlos.
Viel Erfolg. Möge die Übung gelingen.