Dienstag, 26. April 2016

Es sind Menschen, die da hetzen.

Angesichts der erschütternden Wahlergebnisse werden nun Stimmen halblaut, die davor warnen, Wähler*innen der rechtspopulistischen Partei "ins rechte Ecke zu stellen" oder sie zu beschimpfen bzw. über deren statistisch aufgezeigtes niedriges Bildungsniveau zu spotten.

So weit so gut. Schimpfen und spotten ist nicht einmal Kindergartenniveau, denn wäre es das, bräuchten Pädagog*innen nur mehr das zu sein, was man nicht selten ohnehin bereits von ihnen annimmt: Aufsichtspersonen die eh nur spielen müssen.

Dass man sich aber zerfranst, den Mund fusslig redet und sich den Kopf über das Wie und Warum zerbricht, eben jenen Wähler*innen Aufklärungsdienste leisten zu wollen, sie verstehen zu müssen, soll nicht in einem christlich-abendländisch-wertevollem Dieanderebackehinhalten münden. Denn leider ist es zu oft genau so.

Wer die neun Pflichtschuljahre mehr desinteressiert als anwesend absitzt und danach keinerlei Interesse zeigt, sich in die Gesellschaft einzubringen und weder für die Allgemeinheit noch sich selbst Sorge zu tragen gewillt ist und dieses Bild erfolgreich seinen Nachkommen vorlebt; wessen Fachwissen sich allein auf Möglichkeiten der Unterstützungs- und Gratisleistungseinbringung beschränkt; in wessen Lebensanschauung hineininterpretiert wird, allein aus der Existenzangst, das Wenige auch noch verlieren zu können, zu agieren - das sind zu oft genau jene Personen, die jemandes intensiven Vollzeitjob mit über vierzig Wochenstunden und mittelmäßigem Gehalt mit einem "Dafür steh ich doch gar nicht erst auf" kommentieren; jene Personen, die jemand, der sich neben einem solchen Vollzeitberuf ehrenamtlich in der Freizeit engagiert, abfällig als "Gutmensch" titulieren; jene Menschen, die bar jeglicher Dankbarkeit (geschweige denn der Frage nach der Finanzierung solcher Programme) Familien(kur)urlaube, Wohnungseinrichtungen, Finanzspritzen, exklusive Kassenleistungen, Schulmaterialausstattungen, Zahlungserlässe, Vergünstigungen und Schenkungen annehmen, und als selbstverständlich annehmen.

Man könnte versucht sein, die Arme zu verschränken, sich zurückzulehnen und eben diese Personen in ihr eigenes Verderben hineinwählen zu lassen. Würden sie nämlich das Interesse und die Energie aufwenden sich genauer zu informieren, wem und was sie da eigentlich zustimmen, müsste ihnen dräuen, dass genau ihr Ast auf dem sie sitzen, vielleicht etwas später als früher, auf der logischen Absägeliste steht.
Warum lehnt man sich nun also nicht zurück, vor allem wenn man sich ausrechnen kann, dass die eigene Existenz weniger bedroht ist als die ihre?
Weil es manchen Leuten gegeben ist, Empathie zu empfinden.
Empathie und Sorge denen gegenüber, deren Existenz tatsächlich bedroht ist. Empathie und Sorge auch denen gegenüber, die ihr Energieventil nur darin finden können, verbal oder körperlich ausfällig zu werden.

Was antwortet man also einer solchen Person? Antwortet man ihr überhaupt? Blendet man sie besser aus? Versucht man sie zu bekehren und zu belehren? Verspürt man reines Mitleid? Resigniert man?

Mir persönlich liegt ein Satz auf der Zungenspitze.
"Ich kämpf da deinen Klassenkampf für dich, Oida!"

Damit werden viele nichts anfangen können.
Aber ich werde nicht damit aufhören.

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